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Bruchpfau

Die Delfin-Treibjagd in der Bucht von Taiji

7. August 2011 , Geschrieben von admin Veröffentlicht in #Konsum & Umwelt

Von September bis März findet in Japan die Treibjagd auf Delfine statt. Bis zu 2000 Tiere werden in dieser Zeit in Taiji abgeschlachtet. Mit Hammern schlagen Fischer auf Rohre ein, die ins Wasser reichen, um den Orientierungssinn der Tiere zu stören und sie zu verängstigen. Dadurch flüchten die Tiere in die Bucht des Fischerorts Taiji. Die Bucht ist mit Netzen abgetrennt. Mit Hilfe von Eisenstangen, Haken und Speeren wird auf die Tiere eingeschlagen und eingestochen. Danach werden sie meist mit Kränen aus dem Wasser gehoben und zu einer Fisch-Fabrik gebracht. Viele der Tiere leben bis dahin noch. Das Gehirn eines Delfins funktioniert über recht lange Zeit ohne Sauerstoff, so dass davon auszugehen ist, dass die Tiere das qualvolle Sterben bei vollem Bewusstsein erleben. Nach dem Töten gelangt das Fleisch in den Handel. Delfinfleisch ist hochgradig mit Quecksilber verseucht. Für einen toten Delfin wird bis zu 600 Dollar bezahlt. Ein lebender Delfin jedoch bringt bis zu 200.000 US-Dollar. Aus diesem Grund werden zuvor Tiere aussortiert und von den anderen getrennt. Das Sortieren wird von Tiertrainern aus dem In-und Ausland übernommen, die die jeweiligen Tiere für Delfinarien und Freizeitparks einkaufen. Aufgrund der hohen Summen, liegt es auf der Hand, dass die Treibjagd vor allen Dingen für die Delfinarien-Industrie durchgeführt wird. Treibjagden gibt es auch an anderen Orten in Japan, jedoch hat die Treibjagd in der Bucht von Taiji durch den Delfinschützer und ehemaligen Trainer Ric O´Barry traurige Berühmtheit erlangt.

In den 60er Jahren war Ric O´Barry Delfintrainer für die Fernsehserie „Flipper“. Diverse Vorfälle und schlussendlich der Tod seines Schützlings machten ihn nachdenklich, so dass er seinen außerordentlich gut bezahlten Job an den Nagel hängte und sich seit den 70er Jahren verstärkt für den Delfinschutz einsetzt. Mit seiner Internet-Kampagne „Save Japan Dolphins“ und mit dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Die Bucht“ erreichte er schon eine große Aufmerksamkeit. Niemand kennt sich wohl so gut mit Delfinen aus wie Ric O´Barry.

Ric O´Barry und seine Organisation sind sehr bemüht, mit der japanischen Regierung und der japanischen Bevölkerung zusammen zu arbeiten, nicht gegen sie. Die Japaner pflegen eine andere Kultur und besitzen eine andere Empfindlichkeit. Ric O´Barry ist sich dessen bewusst und achtet stark darauf, nicht fokussiert den Verzehr des Fleischs zu kritisieren, sondern die tierquälerischen Vorgänge. Er will daher die Bevölkerung über die Besonderheiten von Delfinen, ihr Verhalten und ihre Lebensart, aufklären. Des weiteren prangert er immer wieder die sehr hohe Quecksilberkonzentration im Fleisch an. Der Handel mit Delfinfleisch hat somit allerdings eine eher regionale Bedeutung, während aber der Handel mit lebenden Delfinen ein großes internationales Geschäft darstellt. Die meisten nicht getöteten Delfine aus der Bucht von Taiji verbleiben in Delfinarien in Japan oder werden in andere fernöstliche Länder gebracht. Einige jedoch finden ihren Weg auch in westliche Länder. Die Delfinfänger verdienen im Übrigen nicht sehr viel. Der größte Batzen des Geldes geht an die Händler.

Bei uns in Deutschland wird das Entertainment-Programm mit Delfinen kritischer gesehen und hat lange nicht das Ausmaß wie es im Ausland der Fall ist. Die ausländischen Freizeiteinrichtungen sind ein Milliardengeschäft und wirken sich besonders auf Touristen attraktiv aus. Neben den üblichen Pfiff-Sprung-Belohnung-Shows, wird darüber hinaus auch das Schwimmen mit Delfinen und Delfintherapien angeboten. Das Dasein der Delfine in oftmals kahlen Betonbecken und künstlich zusammengesetzten Gruppen kann wohl nicht annähernd als artgerecht bezeichnen werden. Ric O´Barry sagt hierzu: „Jedes kleine Schlangenterrarium ist mit Baumstämmen, Steinen, Pflanzen oder einem kleinen Bassin möbliert. Delfine werden in großen Tanks gehalten, in denen es absolut nichts gibt. In Freiheit sind sie den ganzen Tag lang in ihrer Gruppe unterwegs, sie schwimmen täglich etwa 40 Meilen, sie jagen, spielen, erkunden, begleiten Schiffe. Im Delfinarium machen sie ein paar Mal am Tag dämliche Kunststückchen. Ihr primärer Sinn ist das Sonar. Aber in einem Tank oder Betonbecken werden Schallwellen ständig reflektiert. Aus all diesen Gründen ist die Gefangenschaft so viel stressiger für Delfine. Sie haben keine Lust mehr zu fressen, man muss ihnen Beruhigungsmittel und Magenmedikamente geben. Sie ‚parken’ zwischen den Vorstellungen regungslos vor der Wand. Alles Zeichen von Hospitalisierung.“

Auch Delfin-Therapien sieht O´Barry sehr kritisch. „Das ist Blödsinn.[…]Diese ganze Therapiesache ist nur ein Marketing-Trick. Als ich noch Trainer in einem Delfinarium war, zahlten die Zuschauer zehn Dollar, um die Tricks zu sehen. Dann kam ein Buchhalter auf die Idee: Wenn wir das Publikum in das Becken hineinlassen, könnten wir 100 Dollar kassieren. Das funktionierte. Dann hatte jemand die Idee: Lassen wir die Delfine heilen, dann können wir 8000 Dollar kassieren. Es geht hier also nur um Geld und Profit.“ Die oft beschriebenen positiven Auswirkungen, z.B. auf behinderte oder kranke Kinder, können auch nach dem Kontakt betreffender Kinder mit anderen Tieren, wie Pferde oder Hunde, beobachtet werden. Des weiteren werden hier die Eltern erheblich ausgenutzt. Wenden sie sich doch oft in großer Verzweiflung an derartige Einrichtungen und sind bereit jeden Preis zu zahlen.

In Bezug darauf, welchen Beitrag der Einzelne leisten kann, um den Delfinen wirklich zu helfen und die Treibjagd zu beenden, kennt Ric O´Barry nur eine Lösung. „Kauft keine Tickets mehr. Die Konsumenten wollen keine unglücklichen Tiere. Der Konsument ist im Moment der beste Freund des Delfins.“

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Schwimmen mit Delfinen wird natürlich nicht nur in Freizeitparks angeboten, sondern auch bei diversen Tourveranstaltern. Die traditionelle Jagd wurde in vielen Ländern durch Delfin-Touren ersetzt. Das ist erfreulich, aber genauso kritisch zu sehen. Unabhängige Forscher haben festgestellt, dass die Anwesendheit von Menschen bei vielen Delfinen zu großem Stress führt. Ihr Verhalten verändere sich schlagartig, sie vernachlässigen die Futtersuche und kümmern sich nicht mehr ausreichend um ihre Jungtiere. Das für Delfine sehr wichtige Vergesellschaften wird nur noch eingeschränkt durchgeführt. Die Forscher sehen darin eine große Gefahr für ganze Populationen. Der größte Stress wurde immer dann beobachten, wenn Schwimmer ihnen zu nahe kamen und die Tiere angefasst haben. Die Forscher schlugen vor, die Tiere nicht mehr mit Booten regelrecht zu verfolgen und sie einzukesseln. Auch sollen sie nicht von den Schwimmern angefasst und bedrängt werden. Lieber wäre es den Forschern, die Delfine selbst entscheiden zu lassen, ob sie die Nähe des Menschen wollen oder eben nicht.

Das Lächeln eines Delfins heißt keineswegs, dass er glücklich ist. Leider ist sein Lächeln aber wohl sein größter Fluch.


   

Textquelle:

http://www.news.de/medien/855028913/delfine-koennen-keine-menschen-heilen/2/http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1241312/Interview-mit-dem-Delfin-Aktivisten-Ric-O-Barry.htmlhttp://www.delphinschutz.org/wissen/delfinarien/schwimmen-mit-delfinen.html Bildquelle: flickr.com/Campaign Whale

Hier nun der Trailer des Dokumentarfilms „Die Bucht“. Sicherheitshalber möchte ich daraufhin hinweisen, dass dieser Film viele schonungslose Bilder über den Prozess des Jagens und Abschlachtens in der Bucht von Taiji zeigt. Die Bilder sind sehr brutal. Der Film kann ebenfalls bei YouTube gesehen werden.

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T
Erschütternd und aufrüttelnd. Mehr kann ich nicht sagen ......
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P
Eine ethische Revolution und ein (Wieder-)Aufbau eines Wertesystems würde auch dieses Problem lösen. Aber O´Barry ist da auf einem guten Weg, wie ich finde. Ich habe schon einiges über ihn gelesen und er leistet seit Jahren eine wirklich beeindruckende Arbeit.
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E
Einst sah ich in deinen Augen das Licht<br /> sich spiegeln und kühle Wellen wogen<br /> dich, von meinem Blick umflogen<br /> zeigtest du lächelnd dein Angesicht<br /> <br /> Versunken in sanfter Freundlichkeit <br /> schmolzen unsere Herzen dahin<br /> und gebannt lauschte der Sinn<br /> dem Widerschall rauschender Zeit <br /> <br /> Blutrot kocht heute das Meer<br /> salzige Tränen, ein letzter Seelenkuss<br /> zu maßlos dekadentem Hochgenuss<br /> hilflos verstummt die Hoffnung umher
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R
Dieses Volk musste schon Einiges erleben. Katastophen über Katastrophen.....Könnte man auf die Idee kommen, dass Gott nichts ungestraft läst? <br /> Für jeden kommt die Zeit, wo er Rede und Antwort stehen muss.
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