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Bruchpfau

Warum ich für diesen Blog schreibe

14. August 2013 , Geschrieben von Alex

Lange Zeit war ich einer der Suchenden, der Umhertreibenden. Früh habe ich begonnen, mich für die großen Fragen der Menschheit zu interessieren. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was ist der Sinn des Lebens? Warum sind wir so wie wir sind?
Waren diese Gedanken aber lange Zeit eher abstrakter Natur, so nahmen sie durch eine schicksalhafte Begegnung, aus der sich eine wunderbare Freundschaft entwickelte, konkrete Form an. Ich sammelte Erkenntnisse, beobachtete und reflektierte. Ich lernte die Gesellschaft, unsere Werte, unsere Systeme und Strukturen kritisch zu hinterfragen und mir eigene Meinungen zu bilden.
Dadurch änderte sich mein Bild der Welt in den letzten drei Jahren stark. War mein Lebensziel bis dahin die Selbstverwirklichung durch beruflichen Erfolg und das Erreichen finanzieller Unabhängkeit, trat bald mein Wunsch nach finanziellem Reichtum in den Hintergrund. Ich verstand, dass dieser Weg mich nicht zu meinem Ziel ,die Menschen und die Welt zu verstehen, führen kann. Ich veränderte mich weiter und begann im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit mich für alternative Führungsstile und nachhaltigere Unternehmenskonzepte zu interessieren, da mir Menschlichkeit und der Erhalt unserer wunderbaren Erde zunehmend wichtiger wurden. Aber dieses Interesse war nur halbherzig, weil die nun auftauchenden Fragen meine Überzeugung und Begeisterung für alternative Konzepte überwogen. Denn ich erkannte: Auch wenn diese Konzepte eine Verbesserung innerhalb des Systems bedeuten, korrigieren sie nicht unser wirtschaftliches System und die daraus resultierende Leistungsgesellschaft an sich, was aber meiner Meinung nach dringend notwendig ist.

Durch Diskussionen, eigene Gedanken und Selbstreflexion begann ich schließlich zu erkennen, dass es in unserer westlichen Industriegesellschaft nicht nur einzelne Probleme und Herausforderungen gibt, sondern dass das ganze System in seiner derzeitigen Form das Problem und die Ursache für unzählige große und kleinere Symptome zu sein scheint, von denen die meisten Menschen auf der Welt direkt oder indirekt betroffen sind. Globalisierung, zu schneller technischer Fortschritt, Leistungs- und Konsumgesellschaft sind Beispiele für Entwicklungen der Menschheit, die uns mehr schaden als nutzen und sie haben in meinen Augen negative Auswirkung auf sehr viele Lebensbereiche in den Wohlstandsländern.
(Ich spreche hier bewusst nur die Situation in den Wohlstandsländern an, da die Menschen in den Ländern der dritten Welt zusätzlich vor Problemen anderer Art stehen, welche primär gelöst werden müssen. Anmerken möchte ich aber, dass meiner Meinung nach einige dieser Probleme in der dritten Welt durch Veränderungen in den Wohlstandsländern gelöst werden können und meine Überlegungen sich grundsätzlich auf alle Menschen der Welt beziehen.)

Der Erkenntnis, dass die Menschheit sich anscheinend auf einem falschen Weg befindet folgend, versuche ich zu verstehen, warum wir Menschen diese Entwicklungen hervorgebracht haben. Warum messen wir Materiellem und dem Geld soviel Bedeutung zu, während viele von uns immer oberflächlicher werden und sich nicht mehr für die großen und kleinen tiefgehenden, philosopischen Fragen des Lebens interessieren? Warum folgen wir immer mehr unserem menschlichen Ego und verlernen dabei was es bedeutet ein Herz zu besitzen, mit diesem Herzen zu fühlen und seine Stimme wahrzunehmen?

Es geht mir aktuell nicht mehr nur darum die Menschen und die Welt zu verstehen, sondern ich interessiere mich auch für die Frage in welche Richtung wir uns aktuell weiterentwickeln und wie wir positiven Einfluss auf diese Entwicklung nehmen können.
Nun bin ich nicht der erste Mensch, der sich über die vielfältigen Probleme auf der Welt Gedanken macht und ich bin auch nicht der erste Mensch der die Welt verbessern möchte. Trotzdem glaube ich mit ganzem Herzen daran, dass große Veränderungen auf neuen Wegen möglich sind. Aber genauso bin ich davon überzeugt, dass unsere Zukunft sehr düster aussieht, wenn wir uns nicht in überproportionalem Maße verändern, als wir es im Laufe der Menschheitsgeschichte bisher getan haben. Denn durch technischen Fortschritt, Globalisierung und Vernetzung schreiten die in meinen Augen negativen Veränderungen ebenfalls überproportional schnell voran.

Ich bin kein Revolutionär und bevorzuge auch kein bestimmtes politisches oder gesellschaftliches System. Ich sehe Rebellion, Massenproteste und gewaltsame Umstürze nicht als die richtigen Möglichkeiten, um die notwendigen Veränderungen herbeizuführen. Aber auch der Weg über Wahlen, neue Parteien, internationale Verträge, Abkommen und Konferenzen, Volksentscheide oder Bürgerinitiativen werden allein nicht die Veränderungen bewirken, die ich für erforderlich halte. Sie verändern lediglich Symptome, nicht aber die eigentliche Ursache.
Unabstreitbar sind aber einige dieser gerade genannten Mittel notwendig, um überhaupt erst mal auf die aktuelle, in meinen Augen fehlerhafte Entwicklung der Wohlstandsgesellschaft aufmerksam zu machen und um die Menschen zu mobilisieren und wachzurütteln. Auch gilt es an einigen Stellen zuerst die akuten Probleme und Krisen zu lösen, um die Voraussetzungen für weitere Veränderungen zu schaffen. Mein bisheriger Weg und meine bisherigen Gedanken haben mich aber zu der Erkenntnis geführt, dass die wichtigen Veränderungen in den Menschen selbst, in ihrem Bewusstsein stattfinden müssen - und nicht auf politischer Ebene. Wir stehen vor Herausforderungen, die für die Menschheit neu sind. Diese neuen Herausforderungen können wir nicht mit unseren bisherigen Methoden lösen. Es gilt neue Wege zu finden, die die Menschheit in diesem Maße bisher noch nicht beschritten hat. Denn die Fragen, welche wir uns stellen müssen, sind eher philosopischer als politischer Natur.

Man könnte mir vorwerfen, dass meine Ideen unrealistisch und sehr idealistisch geprägt sind und als Argument anführen, dass wir im Moment vor so großen Problemen wie der Wirtschafts- und Schuldenkrise und ihrer Auswirkungen stehen und es ja gar nicht möglich ist, sich nun mit philosophischen Fragen auseinander zu setzen und unser ganzes System umzukrempeln. Schließlich müssen wir im internationalen Wettbewerb bestehen und unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erhalten. Aber sind diese Probleme nicht hausgemachter Art und entstehen sie nicht mitunter auch deswegen, weil wir dem Wirtschafts- und Geldsystem eine zu hohe Bedeutung zumessen?
Meiner Meinung nach stehen wir – die Wohlstandsländer – an einem historischen Scheidepunkt. Durch medizinischen und technischen Fortschritt, unsere Infrastruktur, unsere rechtstaatlichen Systeme, Bildungs- und Sozialsysteme, das Recht auf freie Meinungsäußerung, Friedensabkommen und Nahrung und Konsumgüter im Überfluss und haben wir weitestgehend alle existenzbedrohenden Probleme gelöst, die uns in den letzten Jahrhunderten begleitet haben. Diese Probleme der Vergangenheit wirkten von außen auf uns ein. Es galt sie zu bewältigen, damit das Überleben und die freie Entwicklung der Menschen gewährleistet werden kann.
Aber anstatt uns zu überlegen, wie es denn nun weiter geht, welche Fragen nun zu stellen und zu beantworten sind und wie wir unser Bewusstsein weiterentwickeln können, verharren wir auf der jetzigen Entwicklungsstufe und verlieren uns allzu sehr im Kapitalismus. Wohlstand und Geld sind kein Mittel und Zweck zur Weiterentwicklung, sondern sie sind unser Ziel geworden. Macht, Statussymbole, berufliche Karriere in unserem Wirtschaftssystem und Konsum haben in unseren Gesellschaftssystem einen sehr hohen Stellenwert eingenommen. Sie sind oft das Ziel und der Inhalt unseres Lebens. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Menschen, die sich kaum oder gar nicht an dem Wettrennen in der Leistungsgesellschaft beteiligen. Bloß haben diese Menschen meist kein Interesse daran, ihr Bewusstsein weiterzuentwickeln, sondern geben sich mit den vielfältigen oberflächlichen Befriedigungsmöglichkeiten des Wohlstandes zufrieden. Sie sind oft blind für das Wesentliche und für die spannenden Fragen des Lebens.

An diesem Scheidepunkt könnten wir Menschen in den Industrienationen nun also unseren Wohlstand und unser funktionierendes Gesellschaftssystem nutzen, um eine geistige Weiterentwicklung anzustreben anstatt uns nur Ziele innerhalb des Systems zu suchen. Wir könnten die Massenmedien nutzen, um uns in geistenwissenschaftlichen und politischen Fragen zu bilden, anstatt hauptsächlich unsere Sensationsgier zu befriedigen. Wir könnten viel mehr unserer Ressourcen darauf verwenden, den Antworten auf die großen Fragen der Menschheit näher zu kommen und zum Beispiel die Rolle der Religionen und des Glaubens auf der Welt besser zu verstehen. Wir könnten viel mehr Geld und Zeit in die Friedensforschung investieren, anstatt in die Entwicklung immer neuer Konsumgüter und Kriegsgeräte. Wir könnten viel mehr miteinander statt gegeneinander arbeiten. Und wir könnten unser Bildungssystem nutzen, um die Begeisterung unserer Kinder für das Leben zu stärken, ihren Entdeckungsdrang zu erhalten und um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu starken Persönlichkeiten weiterzuentwickeln, anstatt sie nur zu neuen Leistungsträgern dieser Gesellschaft zu formen.

Warum tun wir diese Dinge nicht?

Das herauszufinden und meinen Teil zur Veränderung beizutragen habe ich mir als Ziel gesetzt. Dieser Blog soll dabei als Informationsplattform und als Möglichkeit des Austausches dienen.

An dieser Stelle sei noch gesagt, dass die Idee zu "Bruchpfau" nicht von mir kam und auch die Internetseite nicht durch mich entstanden ist. Ich habe diesen Blog als Geschenk erhalten. Von einem wunderbaren Menschen, der mich schon lange inspiriert und unterstützt und ohne den ich heute nicht da wäre, wo ich jetzt bin.

Toni

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